KONZEPTION

Hof mit Herz

Therapeutisches Reiten und tiergestützte Therapie

 

 

Beschreibung der Einrichtung

 

Der Hof mit Herz bietet therapeutisches Reiten und tiergestützte Therapie an.

 

Der Leitsatz des Hofes lautet: “Ankommen, Loslassen, Wohlfühlen“.

 

Der Hof bietet Maßnahmen zur bedarfsorientierten Förderung motorischer, kognitiver, psychischer und sozialer Fähigkeiten sowie der Sinneswahrnehmung von Menschen jeder Altersstufe, um drohende Einschränkungen zu vermeiden und bestehende Einschränkungen zu mildern.

 

Der Hof liegt ländlich, im Außenbereich von Lichtenfels-Goddelsheim. Der Hof verfügt über eine 20 Meter Durchmesser Große Therapiehalle, einen Sozialraum als gut temperierter Warteraum für Begleiter der Klienten, Nebenräume zur Aufbewahrung der Therapiematerialien, Stall- und Bewegungsflächen für die Therapiepferde sowie ein großes Aussengelände. Des Weiteren leben auf dem Hof Hühner, Gänse, Meerschweinchen, Hunde, Katzen, Alpakas, Schildkröten, Fische, Chinchillas und ein Esel welche auch zur tiergestützten Therapie eingesetzt werden.

 

 

Was ist Therapeutisches Reiten?

 

Häufig werden Tiere in der begleitenden Therapie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit körperlichen, seelischen und psychologischen Dysfunktionen eingesetzt. Pferde bieten sich insofern an, da sie einerseits Emotionen widerspiegeln und andererseits über körperliche Begrenzungen und Einschränkungen hinwegsehen.

 

Das therapeutische Reiten umfasst drei verschiedene Bereiche: Heilpädagogisches Reiten, heilpädagogisches Voltigieren und Hippotherapie als Form der Krankengymnastik.

Das heilpädagogische Reiten definiert sich durch den alltäglichen Umgang mit dem Therapiepferd. Hierbei fördert der direkte Kontakt mit dem Pferd die soziale und emotionale Therapie.

Beim heilpädagogischen Voltigieren wird das Pferd an der Longe geführt und es werden Übungen zur Förderung der Geschicklichkeit ausgeführt.

Die Hippotherapie fungiert gleichbedeutend als Krankengymnastik. So werden verschiedenste Übungen auf dem Pferderücken im Schritt ausgeführt. Diese Übungen dienen der Balance und dem Muskelaufbau besonders im Oberkörper.

 

Letztendlich können körperliche Dysfunktionen und seelische Einschränkungen beim therapeutischen Reiten ausgeblendet werden. Schon 1835 setzte der Arzt Leopold Fleckles das therapeutische Reiten für Lungenkranke ein.

 

Für die Reittherapie werden bevorzugt besonders ruhige und gelassene Pferde eingesetzt, die aber auch sehr sensibel reagieren.

 

Besondere reiterliche Fähigkeiten werden beim therapeutischen Reiten nicht vorausgesetzt.

 

Der Begriff „Heilpädagogisches Reiten“ umfasst pädagogische, psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und sozio - integrative Angebote unter Einsatz des Pferdes bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit verschiedenen bestehenden oder drohenden Behinderungen oder Einschränkungen. Im Vordergrund steht die Beeinflussung der Entwicklung, des Befindens und des Verhaltens über das Medium Pferd.

Neben dem eigentlichen Auf - dem - Pferd - Sein beim Reiten gehören alle Tätigkeiten rund um das Pferd: Beobachten in Herde und im Stall, Putzen und Streicheln des Pferdes, Kennenlernen des Pferdes in seinem Wesen und seinem Körperbau, Führen sowie Füttern des Pferdes zur Therapie.

Im Umgang mit dem Pferd, beim Reiten, wird der ganze Mensch angesprochen: körperlich, geistig, emotional und sozial.

Es ergeben sich aus diesem Grund in der Praxis deutliche Überschneidungen der drei Bereiche, jedoch setzt jede Fachrichtung die Akzente unterschiedlich. Im heilpädagogischen Reiten/Voltigieren sollen motorische Fähigkeiten gestärkt werden., die Wahrnehmung und das Gleichgewicht gefördert und über das Erfolgserleben eine Verbesserung des Selbstwertes erreicht sowie soziale Kompetenz gefördert werden.

 

 

Kooperation

mit der Ergotherapie Praxis des Treffpunktes Korbach e.V.

 

Vorstellung der Mitarbeiter:

Das Team vom Hof mit Herz besteht aus folgenden Mitarbeitern:

 

- Frau Nadja Scriba,

  Fachkraft für Tiergestützte Therapie und Intervention, onkologische Fachkranken-

  schwester, palliativ care Fachkraft, Praxisanleiter

- Herr Dennis Emde Alltagsbegleiter

- Frau Simone Gabriela Speckens,

  Angestellte für Unterstützung auf dem Hof

 

- Bei Bedarf wird der Hof mit Herz durch eine Ergotherapeutin unterstützt.

 

 

Teilnehmer/innenstruktur

 

Die Maßnahme richtet sich an alle Kinder und Jugendlichen ab dem ersten Lebensjahr, deren Integration in das System von Kindergarten/Schule und beruflicher Ausbildung sowie das soziale und materielle Umfeld bedroht oder gestört ist und deren Lebens- und Berufsbiographien besonders großen Risiken des Scheiterns ausgesetzt sind. Dazu zählen unter anderen:

 

à körperlich, geistig und seelisch behinderte oder von einer Behinderung bedrohte

    Kinder/Jugendliche

 

à Kinder, die als „sozial unangepasst“ gelten und Schwierigkeiten haben, sich in

    Kindergarten und Schule zu integrieren.

 

à Familien mit einer gestörten Eltern-Kind-Beziehung

 

 

 

Als Zielgruppen besonders zu benennen:

Personen mit

·       Lernbehinderung

·       Geistiger Behinderung

·       Verhaltensauffälligkeiten (Überängstlichkeit, Überaktivität)

·       Störungen der emotionalen Entwicklung (Beziehungsprobleme)

·       Störungen der Wahrnehmung und Bewegung aufgrund verschiedener Verursachungsmomente (psychoorganisches Syndrom/ POS, minimale Cerebrale Dysfunktion/ MCD, Aufmerksamkeitsstörungen mit und ohne Hyperaktivität/ ADHS, sensorische Integrationsstörung)

·       Sprachbehinderung

·       Seh- und Hörbehinderung

·       Autistischen Verhaltensweisen

·       Psychischen Störungen

·       Psychischen und Psychosomatischen Erkrankungen

·       Selbstwertproblemen nach Gewalterfahrungen (körperliche, emotionale, sexuelle)

·       Störungen Eltern - Kind – Beziehung

 

In Einzelaspekten (Kommunikationsprobleme, behinderungsspezifische Diskriminierung, Herkunft, Alter u.a.) ist die oben aufgeführte Zielgruppe ausgesprochen heterogen und benötigt individuelle Förderung und Begleitung. Es lassen sich jedoch Übereinstimmungen finden, welche die Leitlinien dieser Konzeption beeinflussen:

 

1. Bestehende Angebote entsprechen nicht ihren Bedürfnissen

2. Viele Kinder und Jugendliche haben eine Maßnahmenkarriere hinter sich.

 

 

Der besondere Stellenwert des Pferdes

in der Pädagogischen und Therapeutischen Arbeit

 

Der Umgang mit einem gut ausgebildeten Therapiepferd bietet einige Besonderheiten, welche seine Eignung für den Einsatz in der Therapie unterstreichen.

1.     Das Pferd erleichtert den Einstieg in die Therapie. Reiten wird von Kindern, Jugendliche und Erwachsen als Sport durchgeführt. Im Vergleich zu vielen anderen Therapien, welche immer als Konsequenz aus einer beim Klienten bestehenden Auffälligkeit sind. Stellt der Umgang mit dem Pferd als ein Stück Normalität dar und erleichtert selbst “therapiemüden“ Personen die Teilnahme. Der Mangel an Motivation, welcher besonders bei Kindern und Jugendlichen, welche zur Therapie geschickt werden, ist daher nicht oder in einem weit geringeren Ausmaß zu erwarten.

2.     Das Hinzukommen eines dritten, neutralen Lebewesens, das keine ideellen Ziele verfolgt, lenkt die Aufmerksamkeit des Klienten weg von dem Gefühl des “Therapiert - Werdens“ und vermindert so die Schwellenangst.

3.     Die pädagogische Maßnahme mit dem Pferd hat einen hohen motivationalen Charakter. Grund ist das ursprüngliche Interesse am Lebendigen überhaupt, das vor allem Schulkinder mitbringen. Nicht nur die Bereitschaft der Teilnahme an der Maßnahme, sondern auch das Durchhaltevermögen wird durch den Einsatz des Pferdes gefördert.

4.     Pferde reagieren ihrer Art entsprechend auf menschliche Verhaltensweisen. Dies bedeutet, dass sie auf schlechte Erfahrungen durchaus negativ reagieren können, jedoch Reaktionen wie Rache oder Strafe nicht kennen. Von besonderer Bedeutung ist die Konstanz ihres Verhaltens und daher seine Sicherheit bietende Vorhersagbarkeit.

5.     Das Pferd akzeptiert den Menschen so wie er im Augenblick ist. Bei entsprechender Behandlung begegnet es jedem Menschen mit der gleichen Freundlichkeit und zeigt, ohne sich zu verstellen zu können, keine besondere Zuneigung oder Abneigung so wie ein Mensch oder Haustiere. Im Vergleich zu vielen Menschen - gemeint sind insbesondere all diejenigen, die eine Therapie für notwendig erachten wie Eltern, Ärzte oder Erzieher ebenso wie der Therapeut - erwartet es keine Veränderung vom Kind, es ist frei vom Erfolgszwang.

6.     Der Umgang mit dem Pferd ermöglicht körperliche Nähe ohne Gefahr und Grenzverlust: Das gut ausgebildete Therapiepferd macht seine eigenen körperlichen Grenzen deutlich, ohne die des Menschen zu überschreiten. Durch die zahlreichen Berührungen beim Umgang mit dem Pferd sowie beim Reiten, durch die Körperwärme des Pferdes, durch Sich bewegen und Bewegt werden lernt der Klient auf angenehme Weise seinen Körper (wieder) wahrzunehmen, ohne dass die Situation vom Gegenüber - in diesem Fall dem Pferd - für seine Zwecke ausgenutzt wird. Der Kontakt mit dem Pferdekörper vom Boden aus ist ebenso wie das Reiten somit ein Freiraum, in dem Körperkontakt erlebt und ausprobiert werden kann, was angenehm ist, ohne dass ein Mensch Forderungen an den Klienten stellt.

7.     Mit seiner Größe und Lebendigkeit kann das Pferd durchaus reale Angst auslösen. Mit Hilfe des Therapeuten und das konstante, bei entsprechender Behandlung durchweg gutmütige Verhalten des Pferdes lernt der Klient, diese Angst zu überwinden macht so eine selbstwertsteigernde Erfahrung. Grundvoraussetzung jeder Therapie ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Helfer und Klient. Im Umgang mit dem Pferd und insbesondere beim Reiten auf dem geführten oder longierten Pferd muss der Klient einen Vertrauensvorschuss wagen, welcher weder seitens des Pferdes noch des Therapeuten enttäuscht wird. Auf diese Weise macht er die Erfahrung, Vertrauen schenken zu können, ohne verletzt zu werden.

8.     Das Verhalten des Pferdes ist prozessorientiert. Dies bedeutet, dass es das schwache Gegenüber, in diesem Fall also den Klienten, schützt. Jedoch wird der Klient nicht verzärtelt und abhängig gemacht. Je mehr das innere Wachstum voranschreitet, desto stärker wird der Klient auch mit seinen Mustern konfrontiert, bis er schließlich seine `Leittier` - Funktion übernehmen kann. Als `Leittier` wird der Mensch angenommen, der ruhig und selbstbewusst mit dem Tier umgeht, nicht jedoch der aggressive oder auch ängstliche, sich aus Furcht anpassende.

9.     Die zwischenmenschliche Beziehung unterscheidet sich von der zwischen Mensch und Pferd dadurch, dass letztere eine rein nonverbale Kommunikation ermöglicht: Sprachliche Inhalte sind in einer derartigen Beziehung bedeutungslos, wesentlich ist körperlicher Ausdruck, Mimik, Gestik und emotionale Intention, ebenso wie sie zu Beginn der individuellen Entwicklung des Menschen als Mittel der Kommunikation zwischen bemutternder Person und Kind im Vordergrund stehen. Das Getragenwerden des jungen Kindes wird von verschiedenen Autoren als entscheidender Faktor für eine gesunde psychische und physische Entwicklung genannt. Das Kind erfährt sich selbst durch eine Vielzahl taktiler, vestibulärer und propriozeptiver Reize durch den direkten Körperkontakt, die Rhythmik und das Getragenwerden. Gleichzeitig ist eine lebhafte Kommunikation mit der Bezugsperson über diesen non - verbalen Kontakt vorhanden Das Getragenwerden durch das Pferd der „Dialog durch die Pferdebewegung“, der sich im vorbewussten Bereich vollzieht, erinnert an diesen frühen Bewegungsdialog zwischen Bezugsperson und Kind und lässt so anknüpfen an frühe prae- verbale …gemeinsam/ ganzheitlich wahrgenommene Erfahrungen des Säuglings im Bewegungsdialog mit der Mutter. Die Impulse, die sich auf den Reiter übertragen, werden in der Literatur oft verglichen mit denen, die ein Kind im Mutterleib erfährt, da die Schwingungen des Pferderückens im Schritt dem Rhythmus des menschlichen Gehens ähnelt. Lässt der Reiter sich auf diese Empfindungen ein, erfährt er Gefühle von Vertrauen, Sicherheit, Wärme und Nähe. In diesem Moment des Wiedererlebens liegt die Chance zur Heilung, denn jetzt wird durch Präsenz des Pferdes eine neue Erfahrung von Geborgenheit, Schutz und Getragenwerden möglich.

10.Pädagogische Botschaften, wie sie auch in anderen Therapien zu finden sind, werden nicht vom Menschen, sondern durch das Pferd überbracht. Aufgrund der häufig großen Motivation, mit dem Tier in positiven Kontakt zu treten, können in Form eines unmittelbaren Feedbacks gewünschte Verhaltensweisen entwickelt werden, welche durch Maßregelung seitens eines Erwachsenen nicht erzielt wurden.

11.Die Kompetenzen des eigenen Körpers können in wagemutigen, nicht alltäglichen Experimenten erprobt und somit eigene Möglichkeiten realistischer eingeschätzt werden.

12.Ein Pferd ist unmittelbar und lebt in seinen Gefühlen. Es zeigt uns, dass beides möglich ist, das Sanfte und das Starke.

13.Viele Kinder, insbesondere Opfer von sexueller Gewalt, sind mit Erwachsenen konfrontiert, deren verbale Botschaften sich nicht decken mit ihrem gefühlsmäßigen Beziehungsangebot und ihrer Körpersprache. Menschliche Sprache enthält immer einen inhaltlichen und einen Beziehungsaspekt, zwei Bereiche, die deckungsgleich oder widersprüchlich sein können. Dieses double - bind - Phänomen führt zu tiefer Verunsicherung und misstrauen in Beziehungen. Das Pferd gibt diese double - bind - Botschaft nicht, da die Kommunikation auf den non - verbalen Bereich beschränkt bleibt und seine Emotionen sich daher eindeutig in seinem Verhalten und körperlichen Ausdruck widerspiegeln, es kann sich nicht, wie der Mensch verstellen. Das Kind kann daher in der Begegnung mit dem Tier eine heilsame Geradlinigkeit und Eindeutigkeit erfahren.

14.Die Körperhaltung ist der Spiegel der Seele. Das Pferd reagiert auf die Signale des Reiters, welche sich durch dessen Körperspannung übertragen. Aufgrund ihrer besseren Wahrnehmung bezüglich Atmosphäre und Körpertonus können Pferde Vieles aufdecken, was für den Menschen nicht zu sehen oder zu spüren ist. Mehr als auf unsere verbale Sprache reagieren sie auf Tonfall und Körpersprache des Menschen, die weit mehr von dem ausdrücken, was dieser tatsächlich fühlt. Da das Pferd also nicht mit unserem sozialen Selbst, sondern mit unserem tiefen inneren Wesen kommuniziert, werden Gefühle und Bedürfnisse des Klienten für ihn ebenso wie für den Therapeuten transparent.

15.Die Erfahrung von Kompetenz und Selbstwirksamkeit löst eine Veränderung der Selbstwahrnehmung aus. Diese Erfahrungen können bei der selbstständigen Arbeit mit dem Pferd vom Boden aus (putzen, trensen und gurten, Bodenarbeit) ebenso gemacht werden wie bei verschiedenen Übungen auf dem Pferd.

16.Die Möglichkeiten der Förderung mit dem Medium Pferd sind vielseitig. Je nach Therapieziel können die Akzente unterschiedlich, beispielsweise mehr auf die Förderung der Beweglichkeit und das Lösen von Verspannungen oder eher auf den Erwerb sozialer Kompetenz gesetzt werden. Erfolg beim Reiten und Turnen auf dem Pferd sowie der zunehmend sichere Umgang mit dem Pferd steigern den Selbstwert des Kindes. Reagiert das Pferd zudem im Laufe des therapeutischen Prozesses im zunehmend sicheren und konsequenten Umgang des Kindes mit dem Tier mit gewünschten Reaktionen beim Putzen, Reiten oder Führen, findet auch hier eine selbstwertsteigernde Erfahrung statt. Darüber hinaus lernt der Mensch seinen Körper als Teil seines Selbst, beispielsweise die Lage einzelner Körperteile, Muskelfunktionen und Bewegungsabläufe näher kennen und lernt, zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen zu unterscheiden, ohne Grenzüberschreitungen seitens des Pferdes fürchten zu müssen. Er erfährt unmittelbar seine körperlichen und psychischen Fähigkeiten wie Kondition, Beweglichkeit und Mut, Willenskraft, Durchsetzungsvermögen ebenso wie seine Grenzen, die sich in körperlichen oder psychischen Blockaden und in der mangelnden Fähigkeit, das Pferd zur Mitarbeit zu bewegen, äußern können. Mehr noch als durch Heraushebung der gezeigten Fähigkeiten seitens des Therapeuten kann durch die Reaktionen des Pferdes und geschickte Vermittlung von Erfolgserlebnissen das Gefühl für die eigenen Kompetenzen gestärkt und somit eine selbstwertsteigernde Erfahrung gemacht werden.

 

 

Der Wirkungsmechanismus reittherapeutischer Angebote kann mit demjenigen der psychomotorischen Therapie verglichen werden: Es kann in der Reittherapie das selbständige Tun und Eigenaktivität unterstützt werden. Mehr als in vielen anderen, häufig verbal orientierten Therapierichtungen hat das Kin hier die Möglichkeit, auf der Basis eigenen Handelns zu lernen, Verantwortung zu übernehmen, für sich selbst zu entscheiden und sich somit letztlich selbst zu regulieren. Je häufiger das Kind erfährt, dass seine Handlungen etwas Gewünschtes bewirken, desto mehr wird sein Vertrauen in sich und seine Kompetenzen steigen und ein positives Bild von der eigenen Person sich entwickeln.

 

 

Ziele der Fördermaßnahme

 

Ziel heilpädagogischen Voltigierens und Reitens ist, über die Verbesserung motorischer, kognitiver, seelischer und sozialer Fähigkeiten den Einzelnen zu einem besseren Selbstwert und größerer Eigenständigkeit in der Bewältigung seiner Lebens- und Alltagssituation zu verhelfen.

Die konzeptionellen Schwerpunkte liegen dabei zunächst in der gezielten Förderung von Motorik, Gleichgewicht, Wahrnehmung, der Beziehungsgestaltung zum Pferd, zur Pädagogin sowie anderer Gruppenteilnehmer.

Es ist Aufgabe der Pädagogin, sowohl für die gesamte Gruppe als auch individuell für jeden Einzelnen hierfür geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, diesen Prozess zu begleiten und zu unterstützen.

 

 

Als Fernziele seien benannt:

 

1.     Entwicklung von sozialen Kompetenzen.

2.     Abwendung einer drohenden, Milderung einer bestehenden Behinderung.

3.     Aufbau von Schlüsselqualifikationen, die für eine schulische Ausbildung Voraussetzung sind, zu ermöglichen und zu fördern.

4.     Das Lebensumfeld der Kinder/Jugendlichen positiv beeinflussen.

 

 

Die Ziele im Detail:

 

Soziale Kompetenzen

- Selbstwertstärkung

- Entwicklung von Kommunikationsfähigkeit

- Entwicklung von gewaltfreien Konfliktlösungsmöglichkeiten

- Erlernen von Einstellung auf den anderen

- Entwicklung von Empathie

- Abbau von Aggression

- Abbau von Antipathien

- Hilfen zur Gründung von Freundschaften

- Einübung von Arbeiten im Team

 

Individuelle Kompetenzen

- Erhaltung bzw. Ausbau von Motivation

- Aufbau von Vertrauen

- Abbau von Ängsten

- Erlernen richtiger Selbsteinschätzung

- Aufbau von Selbstwertgefühl

- Erhöhung der Konzentrationsdauer und -Intensität

- Training der Sensomotorik und der sensorischen Integration

 

Motorische Kompetenzen

- Erwerb einer physiologischen Körperhaltung

- Gleichgewichtsschulung

- Regulierung des Muskeltonus

- Verbesserung des Körperschemas

- Anerkennung des eigenen Körpers

 

 

Dauer der Maßnahme/Kosten

 

Die Maßnahme sollte für wenigstens zwölf Monate durchgeführt werden, um Erfolge im Alltag der Teilnehmer/innen zu festigen, ist eine Verlängerung um jeweils ein halbes Jahr anzuraten. Eine Therapiestunde beträgt eine Dauer von 60min.Alle zwei Wochen sind zwei Stunden möglich oder einmal wöchentlich je eine Stunde. Kosten für eine Therapiestunde betragen 45Euro zzgl.19%Mehrwertsteuer.

 

 

Grundsatzregeln

 

·       Die Motivation zur Teilnahme an der Intervention sollte von der Attraktivität des Bewegungsangebots ausgehen. Der Umgang mit dem Pferd hat für viele Kinder von vornherein einen hohen Aufforderungscharakter. Der Grund hierfür liegt neben dem Interesse des Kindes am Lebendigen an der erlebnisorientierten Bewegungssituation, wie sie insbesondere in den schnelleren Gangarten Trab und Galopp sowie bei schwierigeren Voltigierübungen gegeben ist.

·       In den Unterrichtsstunden sollte eine freundliche, vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen werden, in der das Kin sich mit seinen Schwächen akzeptiert und in seinen Wünschen ernstgenommen fühlt.

·       Die für den Stundenablauf und das Wohlbefinden des Pferdes notwendigen Grenzen werden einsichtig gemacht.

·       Die Aktivität des Kindes sollte nicht durch Verbote eingeschränkt, sondern durch entlastende Bewegungsangebote aufgefangen und so in erwünschte Bahnen gelenkt werden, die zu einer besseren Organisation seines Verhaltes führen.

·       Schwierigkeitsgrade von Bewegungsaufgaben sollten den Fähigkeiten des Kindes angepasst sein, jedoch auch so unterschiedlich ausgewählt werden, dass es sich selbst einordnen kann.

·       Freiwilligkeit und Transparenz sind die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Art und Umfang der Maßnahme werden im Vorfeld mit dem Klienten besprochen, es wird ein Vertrag aufgesetzt und von Therapeut sowie Klienten unterzeichnet, um dem Klienten der Sicherheit zu vermitteln, Dinge selbst beeinflussen zu können.

 

 

Arbeitsweisen

 

Es findet sich ein in den vergangenen Jahren zunehmendes Interesse an pädagogisch- therapeutischen Maßnahmen mit dem Pferd, es mangelt jedoch an theoretischer Fundierung. Dies erlaubt es dem Therapeuten nicht, bei einem Klienten nach einem vorgegebenen Schema vorzugehen. Er muss sich vielmehr auf jeden Klienten und dessen Persönlichkeit neu einstellen. Grundsätzlich gibt es keine allgemeingültige Methode im therapeutischen Reiten, die Arbeitsweise hängt immer ab von Persönlichkeit, Krankheitsbild und Alter des Klienten, ebenso vom Wesen des Pferdes, dem Ort, an dem die Therapie durchgeführt wird (Halle, Sandbahn oder Gelände; in einer dem Klienten vertrauten oder fremden Umgebung), sowie dem Wesen und den Erfahrungen des Therapeuten, dessen Umgang mit und Einstellung zu seinem Klienten und dem Pferd. Es ist in der Reittherapie eher von Nachteil, von Vorerfahrungen eines Klienten zu wissen, da die eigene Einstellung zum Klienten (z.B. Mitleid) und die aus dem Wissen resultierenden Erwartungen durch die Kenntnis der Vorgeschichte beeinflusst werden kann. Ein unvoreingenommenes Herangehen an den Klienten ist so kaum möglich, es wird dem Therapeuten erschwert, ihn so anzunehmen, wie er ihm im Moment entgegentritt und damit zu arbeiten. Vielmehr sollte die Förderung spezieller Verhaltens- und Erlebnisdimensionen, die zur Persönlichkeitsförderung und -stärkung beitragen können, im Vordergrund der pädagogisch-/psychologischen Arbeit mit dem Pferd stehen.

Nicht die reine Reproduktion vorgegebener Übungen, sondern die Berücksichtigung dabei entstehender Gefühle und körperlicher Empfindungen stehen dabei im Vordergrund. Durch Fragen des Therapeuten während oder im Anschluss an eine Übung können diese Gefühle und Empfindungen bewusstgemacht und reflektiert werden.

 

 

Zweck und Grundstruktur

 

Die Reittherapie soll durch spielerische Bewegung helfen, den Körper differenzierter zu erfahren und einzusetzen und durch angenehmes Wahrnehmen des eigenen Körpers sowie durch die Erfahrung, erfolgreich zu sein und durch Tier und Mensch angenommen zu werden, einen selbstwertsteigernden Effekt haben. Um ein positives Körpergefühl zu provozieren, können drei Gruppen von Körperübungen unterschieden werden:

 

1.     Die Polarität von Spannung und Entspannung: Spannung findet sich insbesondere in den statischen Übungen auf dem Pferd, wie sie im Voltigieren Verwendung finden (z.B. „Fahne“, Knien, Stehen, Seitlieger, Liegestütz, „Eifelturm“…). Eine Erhöhung der Spannung lässt sich erreichen, wenn dieselben Übungen nicht nur im Schritt, sondern auch im Galopp durchgeführt werden. Entspannung kann erreicht werden durch einfaches „sich tragen lassen“, sich auf den Pferdehals oder –rücken legen auf dem stehenden oder im Schritt gehenden Pferd. Voraussetzung für eine gelungene Entspannung ist hier natürlich die Angstfreiheit, die erst durch die Vertrautheit mit dem Pferd und dessen Reaktionen nach und nach erwächst.

 

2.     Körpergrenzen und positiven Körperkontakt erfahren: Körpergrenzen werden „hautnah“ erfahren durch das Aufliegen einzelner Körperteile des Reiters am Pferdekörper, den sanften Druck desselben und der Körperwärme des Pferdes. Hier gilt: Je weniger Material (Sattel, Pad, Decke…) sich zwischen Pferd und Mensch befindet, desto besser kann der Körper des Pferdes, desto besser kann der eigene Körper gefühlt und erfahren werden. Das Wiegen auf dem Pferderücken und die Wärme desselben können Verspannungen lösen, sofern dem genügend Raum gegeben und nicht sogleich mit ersten Übungen begonnen wird. Wichtig ist, immer wieder die Aufmerksamkeit des Reiters auf seine Empfindungen beim Spüren des eigenen Körpers zu lenken, um die Erfahrungen zu vertiefen, da die eher zufällige Beschäftigung mit dem eigenen Körper nur einen geringen Erfahrungs- und Erkenntniszuwachs bringt. Es sind daher Konzentrations- und Reflexionsphasen nötig, um Körpererfahrung zu vermitteln.

 

 

3.     Differenzieren von Bewegungen: Langsames und bewusstes Führen der Gliedmaßen bei dynamischen Übungen wie Mühle, Einsitzen nach Stehen oder Knien, Schere oder Stützschwung.

 

 

Art der Intervention

 

Im heilpädagogischen Reiten und Voltigieren geht es um einen weiten Begriff des Reitens, der mit dem Beobachten beginnt, die Pflege und Fütterung ebenso mit einbezieht wie das Sich - Bewegen auf dem Pferd.

 

Die reittherapeutische Maßnahme umfasst daher folgende Handlungen rund um das Pferd:

-        Führen aus der Box oder von der Weide, Fell- und Hufpflege, Gurt auflegen;

-        In die Halle bzw. Reitbahn führen;

-        Während der Aufwärmphase des Pferdes das Kind ebenfalls aufwärmen, beispielsweise durch Mitlaufen am Pferd, Platzwechsel am Pferd, Versuch, den Laufrhythmus des Pferdes aufzunehmen;

-        Auf dem bloßen, mit einer Decke gepolsterten oder gesattelten Rücken des geführten oder an der Longe gehenden Pferdes sitzen, liegen und in den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp (vornehmlich Schritt) vorgeschlagene oder vom Kind selbst erdachte Übungen durchführen;

-        Entspannungsübungen im Schritt;

-        Auf dem in den drei Grundgangarten über eine am Boden liegende Stange gehenden Pferd sitzen;

-        Auf dem Pferd sitzend im `Slalom` oder in kleinen Kreisen um am Boden befindliche Hütchen, durch ein Stangenlabyrinth oder über eine Wippe geführt werden bzw. das Pferd in diesen Situationen selber führen;

-        Bodenarbeit mit dem Pferd, beispielsweise Gehen, Halten, Rückwärtsrichten üben;

-        Spiele zur Körperwahrnehmung auf dem Pferd;

-        Spiele zur visuellen, taktilen und akustischen Wahrnehmung mi „Helfern“;

-        mit weiteren Personen an und auf dem Pferd arbeiten;

-        Erlernte Übungen auf dem Pferd anderen Personen vorführen;

-        Aus der Halle führen und versorgen, d.h. Gurt abnehmen, Fell- und Hufpflege, ggf. Decke auflegen, auf die Weide bringen;

-        Beobachten des Pferdes auf der Weide, im Umgang mit anderen Pferden.

 

 

 

METHODISCHE ASPEKTE

 

 

Therapieplan

 

Der Versuch, sich an ein vorgefertigtes Programm zur Durchführung einer Reittherapie zu halten, ist wenig sinnvoll, da der Therapeut sich in dem Bemühen, Programmpunkte zu realisieren, in seiner Flexibilität und Offenheit für die jeweiligen Bedürfnisse des Klienten zu stark einschränkt, den in den einzelnen Sitzungen aktuellen Bedürfnissen des Kindes nicht entgegenkommen kann und somit letztlich den Therapieerfolg möglicherweise behindert.

 

Dennoch wird vor Trainingsbeginn ein ungefährer Rahmenplan aufgestellt, welcher grob die inhaltlichen Schwerpunkte der einzelnen Therapiestunden erfasst, um Klarheit über die Ziele der Intervention und Möglichkeiten zu deren Realisierung zu gewinnen. Dieser kann etwa wie folgt aussehen:

 

1.    Trainingseinheit

Die erste Trainingseinheit umfasst alle Aktivitäten, die dazu beitragen, dass das Kind mit dem Lebewesen Pferd, dessen artspezifischen Eigenschaften und Lebensgewohnheiten, den zum Reiten und Voltigieren benötigten Ausrüstungsgegenständen sowie dem Umfeld, in dem die Intervention stattfindet und dem Therapeuten vertraut wird. Diese Einheit beinhaltete die Beobachtung des Pferdes auf der Weide, im Umgang mit Artgenossen, seine Körpersprache und seinen Bewegungsfluß, das Vorführen des Pferdes und die Erklärung der einzelnen Körperteile desselben, die Erklärung artspezifischer Eigenschaften durch den Therapeuten, das Berühren, Fühlen und Riechen des Pferdes, die Vorstellung der Ausrüstungsgegenstände und deren Anwendung. Das Kind wird im selbständigen Putzen des Pferdes angeleitet. Weiterhin werden Regeln im Umgang mit dem Pferd außerhalb und in der Halle erklärt und geübt.

 

2.    Trainingseinheit

Der Schwerpunkt dieser Einheit liegt in dem Aufbau von Vertrauen in die Gutartigkeit des Pferdes und dessen Gehorsam gegenüber dem Therapeuten sowie der Einfühlung des Kindes in den Bewegungsrhythmus des Pferdes. Das Pferd wird vom Boden aus in seinen Reaktionen auf die Anweisungen des Therapeuten beobachtet, es werden Übungen zur Kontaktaufnahme des Kindes mit dem Pferd gemacht (beispielsweise im Schritt und Trab vom Longenführer zu der Pferdeschulter und zurücklaufen, sich dem Pferd von außerhalb des Zirkels oder schräg von hinten nähern). Es werden verstärkt Übungen zur Wahrnehmung des eigenen Körpers auf dem Pferdekörper und der Bewegungen des Pferdes unter dem Reiter durchgeführt (z.B sich in die am Pferd anliegenden Körperteile einfühlen, mit geschlossenen Augen auf dem Pferd sitzen, sich „wie eine schlabberige Puppe aus Gummi“ vom Pferd durchschwingen lassen, sich auf das Pferd legen, im Schreitrhythmus des Pferdes dessen Hals klopfen). Die Übungen werden auf dem bloßen Rücken des nur mit einem Voltigiergurt und der Trense ausgerüsteten Pferdes durchgeführt, um optimalen Körperkontakt des Kindes zum Pferd zu gewährleisten.

 

3.    Trainingseinheit

Es wird eine größere Selbständigkeit im Umgang mit dem Pferd gefördert sowie erste selbstwerthebende Übungen auf dem Pferd im Wechsel mit Entspannungsübungen zum weiteren Vertrauensaufbau durchgeführt.

Das Kind putzt das Pferd weitestgehend selbständig, lediglich beim Reinigen der Hufe wird noch Hilfestellung gegeben. Einfache Voltigierübungen (z.B. Grundsitz, „Bank“, „Scheibenwischer“) werden im Stehen und im Schritt ausgeführt. Entspannungsübungen wie das Liegen auf dem Pferd und Reiten mit geschlossenen Augen werden nun im Schritt gestaltet.

 

4.    Trainingseinheit

Das Kind soll das Pferd völlig selbständig reinigen und führen sowie Hilfestellung beim aufgurten und -trensen leisten können. Es sollen Kompetenzerfahrungen zur weiteren Verbesserung des Selbstbildes durch selbständiges Arbeiten an und mit dem Pferd sowie Übungen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad auf dem Pferd gemacht werden. Zu diesem Zweck halftert das Kind das Pferd selbständig auf und führt es aus der Box. Es führt mit dem Pferd in der Halle Bodenarbeit durch: Das Kind führt das Pferd im Slalom oder kleinen Kreisen um auf dem Boden befindliche Gegenstände herum und über Stangen hinweg, weiterhin übt es mit ihm das Rückwärtsrichten. Auf dem Pferd werden schwierigere Aufgaben wie Knien, Stehen, Galoppieren ohne Festhalten geübt.

 

5.    Trainingseinheit

Nun soll der Klient alle vor- und nachbereitenden Arbeiten rund um das Pferd selbständig durchführen sowie weitere Voltigierübungen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad erlernen. Der Klient gurtet und trenst das Pferd selbständig. Er reitet eventuell mit Sattel an der Longe, um sich auf das spätere selbständige Reiten vorzubereiten. Ohne Sattel (mit Gurt) werden schwierigere Übungen wie seitwärts- und rückwärts Knien oder die „Bank“ im Galopp ausgeführt. Das Kind bringt das Pferd selbstständig in die Box bzw. auf die Weide.

 

6.    Trainingseinheit

Es wird die Möglichkeit geschaffen, das bislang Gelernte anderen Personen gegenüber vorzuführen. Weiterhin soll zur Vorbereitung auf einen späteren Wechsel in eine Reitgruppe die Zusammenarbeit mit Partnern am Pferd geübt werden.

 

 

Es ist zu beachten, dass sich die Inhalte der einzelnen Trainingseinheiten überschneiden, so ist beispielsweise das Kennenlernen artspezifischer Eigenschaften und die Einfühlung des Klienten in die Gangarten des Pferdes ein einheitenübergreifender Prozess. Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich, die einzelnen Inhalte in ihrer Zuordnung auf bestimmte Therapiestunden zu beschränken, ihre Förderung wird lediglich an geeigneter Stelle in den Vordergrund gestellt.

 

 

Aufgaben des Pädagogen/Therapeuten

 

Der zentrale Begriff ist das Konzept der „Assistenz“.

Hierzu gehört die Entwicklung einer besonderen Sensibilität für die Bedürfnisse des Klienten. Dieses Einfühlungsvermögen ist besonders dort gefordert, wo gewohnte Formen der Kommunikation nicht zur Verfügung stehen oder das Verhaltensrepertoire eingeschränkt ist. Hier steht die Pädagogin vor der Aufgabe

-        Verhaltensvarationen aufzuzeigen,

-        Angebote zu machen,

-        Wahlmöglichkeiten vorzustellen,

-        nichts sollte aber ohne oder gegen die ausdrückliche Einwilligung der Klienten durchgeführt werden.

 

 

Integration

 

Leben in Selbstbestimmung und Normalität schließt die Integration und die Teilhabe am Leben des sozialen Umfeldes mit ein. Normalität beinhaltet auch, dass Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt die Möglichkeiten privater, öffentlicher und politischer Partizipation und Gestaltung nutzen können und hierbei in ihren Interessen akzeptiert und unterstützt werden. Gleichwertigkeit und Zugehörigkeit zur Gemeinschaft sind die Grundorientierungen integrativer Arbeit.

Hierbei wird deutlich, dass Integration nicht Anpassung an vorgegebene Strukturen beinhalten kann, sondern dass es gelingen muss, Formen und Möglichkeiten von Kontakten, Kommunikationen und Teilnahmebedingungen zu entwickeln, die es jedem Einzelnen ermöglichen, Ansätze selbstbestimmten und selbstverantwortlichen Lebens aktiv und in Bezug zu seiner Umwelt realisieren zu können. Die gemeinsame Teilnahme an Voltigiergruppen mit nicht behinderten Kindern bietet eine solche Möglichkeit der Integration.

 

 

 

 

 

QUALITÄTSENTWICKLUNG

 

Strukturqualität

 

Das heilpädagogische Voltigieren bzw. Reiten wird von Mitarbeitern durchgeführt, die über folgende Qualifikationen verfügen:

 

-        Fachkraft für tiergestützte Therapie und Intervention

 

Ein Arbeiten der Pädagogin im Wechsel mit anderen Personen findet nicht statt, um Stabilität und Kontinuität in der Arbeit gewährleisten zu können.

Die Unterstützung der Pädagogin durch weitere Personen wie Lehrkräfte, Eltern oder Zivildienstleistende ist jedoch durchaus erwünscht, in einigen Fällen auch Voraussetzung.

 

 

Prozessqualität

 

Die Grundlagen der Arbeit wurden unter Punkt 5 genannt.

Nach Absprache sind Planungsgespräche mit Eltern oder betreuenden Personen ebenso wie weiteren behandelnden Therapeuten, Pädagogen und Ärzten jederzeit möglich.

Weiterhin werden in gewünschtem Rahmen Planungs- und Entwicklungsberichte erstellt.

 

Für jeden Klienten wird ein Verlaufsprotokoll geführt, welches den Bezug zum Pferd und weiteren anwesenden Personen, die Stimmungslage, Aufmerksamkeit, Verhalten, Selbsteinschätzung, Tonus, Haltung Gleichgewicht, Bewegungsablauf u.a. in jeder Unterrichtsstunde dokumentiert.

 

Die Arbeit ist offen für alle Fachleute, potentielle Klienten und sonstige Interessierte, sofern es sich mit der Arbeitssituation (d.h. den Klienten) vereinbaren lässt, ist jeder eingeladen, Reittherapiesitzungen beizuwohnen.

 

Vertreter eventueller Kostenträge (Sozial- und Jugendamt, Krankenkassen, Fördervereine…) sind eingeladen zu vereinbarten Informations- ebenso wie zu Planungs- und Kontrollgesprächen bei laufenden Maßnahmen.

 

Über den Prozess des jeweiligen Klienten wird ein Jahresbericht erstellt.

 

 

PERSPEKTIVEN

 

Das Konzept der Maßnahme Integration innerhalb der Kooperation mit anderen Einrichtungen nutzt vorhandene Ressourcen und verbindet sie zu einem innovativen, adressatenorientierten Programm.

 

Der innovative Charakter drückt sich dabei weniger in der Schaffung neuer Methoden und Strukturen aus, sondern vielmehr durch eine effektive Verbindung derselben und einer intensiven und ernst zu nehmenden Einbeziehung der Teilnehmer und ihrer Familien in die Planung und Durchführung der Maßnahme.

 

Durch die Schaffung eines lokal umfassenden Netzwerkes können Potentiale genutzt und durch neue Angebote oder Methoden (Entscheidungsfreiheit, Freiwilligkeit des Teilnehmers, flexibler Maßnahmenplan, hoher motivationaler Charakter) ergänzt werden.

 

 

Das „Fallverstehen“ und die vorauszusetzende Reflexionskompetenz der/des Professionellen werden in dem vorliegenden Konzept mit der Notwendigkeit einer effektiven und nicht zuletzt effizienten Gestaltung von Hilfsarrangements sinnvoll verknüpft.

Hof mit Herz-Therapeutisches Reiten -Tiergestützte Therapie-Nadja Scriba

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